Die "Neue Frankfurter Schule"

Anfang der 60er Jahre arbeiteten drei junge Redakteure der Satire-Zeitschrift "Pardon" an der Verfeinerung der bundesdeutschen Komik. In Zeichnungen, Geschichten und Gedichten kreierten sie einen neuen politischen Witz und begründeten die "Neue Frankfurter Schule".
Inzwischen kommen die Herrn ins Rentenalter. Ihre schönsten Verse sind zu geflügelten Worten geworden. Zum Beispiel F.W. Bernsteins Satz über die kritische Theorie Adornos: "Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche".

Ihre Texte und Szenen sind zwar sehr bekannt, kaum jemand kennt jedoch die Autoren.

Zum Beispiel hat Otto Waalkes in seinen ersten Programmen fast durchweg Texte von Gernhardt, Bernstein usw. vorgetragen und jeder hielt es für seine Werke. Als das Reservoir der NFS-Texte später dann erschöpft war, ging es auch mit Ottos Komik rapide bergab. Für seine Filme hat er sogar Gernhardt, Knorr und Konsorten als Drehbuchautoren herangezogen, er selber lieferte lediglich die darstellerische Komik.

Aus den besten Stücken wurde in den siebziger Jahren die kleine Fernsehreihe "Dr. Muffels Telebrause" zusammengestellt. Geeignete Texte aus dieser Serie erschienen auch auf einer Schallplatte.

Da ich bisher im Netz nicht viel aus dieser Richtung des Humorschaffens gefunden habe, wage ich hier einmal einen bescheidenen Anfang einer etwas größeren Würdigung.

Ich wünsche viel Spaß!

Auf dieser Seite:

Erlebnis in einem Biergarten | Das Wandbild und das Paßbild | Die Waldfee und der Werbemann | 1580 | Abschuß Nr. 62 | Chefs Ende | Das Erdmännchen und der Raketenbauer | Das Märchen vom lieben Gott | Prominenten-Gedichte von Robert Gernhardt Weitere Gedichte von Robert Gernhardt | Schnuffi

Wo dieser Strich zu Ende ist...

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Erlebnis in einem Biergarten

Es war in einem Münchner Biergarten, da trat ein Fremder an den Tisch eines der dort Sitzenden, den wir einmal Balser nennen wollen, lupfte höflich seinen Hut und bat um eine Unterschrift. Es ginge da um einen Aufruf des Inhalts, daß Norwegen nicht türkisch werden dürfe, wenn der Herr bitte hier unterschreiben würde.

"Aber wieso soll Norwegen denn türkisch werden?" fragte Herr Balser erstaunt.

"Das soll's ja gerade nicht werden. Daher mein Aufruf. Wenn Sie also Ihre Unterschrift..."

"Sie verstehen mich nicht ganz. Gibt es denn irgendwelche Anzeichen dafür, daß Norwegen türkisch werden könnte?"

"Wenn hier jemand jemanden nicht versteht, dann sind ja wohl Sie es", antwortete der Fremde, nun schon eine Spur lauter. "In meinem Aufruf steht nicht, daß Norwegen nicht türkisch werden kann, sondern daß es nicht türkisch werden darf. Und ich hoffe doch sehr, daß auch Sie dieser Meinung sind..." "Ich?"

"Oder wollen Sie, daß Norwegen türkisch wird? Wollen Sie, daß die türkische Flotte Norwegen heimsucht? Daß über Oslo der Halbmond weht? Daß die wackeren Fischer der Lofoten in Zukunft Allah huldigen müssen? Soll das alles geschehn? Ja oder nein?"

"Nein", sagte Herr Balser, "natürlich nicht, aber..." "Na, dann sind wir ja einer Meinung! Wenn Sie jetzt also hier Ihren Namen..."

"Aber - und jetzt lassen Sie mich gefälligst ausreden - aber wie kommen Sie eigentlich darauf, daß die türkische Flotte Norwegen heimsuchen könnte? Erklären Sie mir das doch mal bitte!"

"Die Flotte?" Für einen Moment schwieg der Fremde verdutzt, doch dann hellte sich sein Gesicht auf. "Ach so! Die habe ich doch nur erwähnt, um zu verdeutlichen, wie es aussehen könnte - könnte, nicht müßte -, wenn Norwegen türkisch wird. Denn der Türke kann natürlich auch mit seiner Landstreitmacht anrücken. Via Russland. Finnland und dann über Lappland... Aber..." "Aber?"

"Aber ob der Russe das gestattet? Ziemlich unwahrscheinlich - oder?"

"Sehr unwahrscheinlich", bestätigte Herr Balser. "Aber noch unwahrscheinlicher erscheint es mir, daß auch nur irgendein Türke auch nur die geringste Absicht hat, Norwegen zu besetzen. Und daher..."

Doch er kam nicht dazu, diesen Satz zu vollenden. "D'accord!" rief der Fremde mit Nachdruck. "Völlig d'accord! Die Türken - ich bitt' Sie! Was sollen die denn in Norwegen? Wo sie es doch so schön warm in der Türkei haben! Halten Sie da mal die eisigen Fjorde dagegen, da sieht man doch sofort..." "Mein Herr!"

"Ja?" fragte der Fremde.

"Mein Herr, wenn Sie selber zugeben, daß die Türken nicht die Absicht..."

"Nicht die geringste Absicht!"

"Nicht die geringste Absicht haben, Norwegen zu besetzen - was soll dann Ihr Aufruf?"

Der Fremde lächelte. "Ich dachte, das sei nun endlich klar geworden. Sie haben selbst zugegeben, daß Norwegen nicht türkisch werden darf. Die Norweger denken sicher ebenso. Die Türken sind, wie wir übereinstimmend feststellten, derselben Meinung, das heißt, daß jeder, aber auch jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, meinen Aufruf unterstützen muß. Wenn Sie also bitte Ihren Georg Wilhelm auf diese gestrichelte Linie..." "Nein."

"Nein? Dann wollen Sie also, daß unser germanisches Brudervolk unter der Willkür asiatischer Steppenbewohner..." "Nein!"

"Na bestens! Bitte, hier ist mein Kugelschreiber, ja... da, auf die gestrichelte Linie... danke schön, Herr... Herr Balser!" Und mit einem freundlichen Kopfnicken verabschiedete sich der Fremde, um sogleich an einem Nebentisch auf ein älteres Ehepaar einzureden. "Norwegen", hörte Herr Balser noch und "Der Türke" ...

(Robert Gernhardt)

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Das Wandbild und das Paßbild

Ein Wandbild prahlte einmal vor einem Paßbild: "Schau mich mal an, wie groß ich bin. Drei ausgewachsene Frauen können mich mit ihren Armen nicht umspannen, und oben reiche ich bis unter die Decke. Wenn man dagegen dich betrachtet - dich kann ja jeder in die Tasche stecken!"

Doch kaum hatte es ausgeredet, als ein sehbehinderter Kauz in voller Fahrt gegen das Wandbild rauschte und einen Schaden von ca. 1200 Mark anrichtete.

Da schüttelte das Paßbild traurig sein Haupt und sagte: "Tz, tz, tz."

Moral: Wer in einem solchen Falle keine schlagfertigere Erwiderung auf Lager hat, ist selber dran schuld, wenn ihn jeder in die Tasche stecken kann.

Robert Gernhardt

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Die Waldfee und der Werbemann

Es war einmal ein Werbemann, der hatte seiner Agentur viele Jahre nach besten Kräften gedient. Da begab es sich, daß die Agentur den riesigen Etat für ein neues Produkt an Land zog. Dieses Produkt aber hieß "Meyers Pampe", und das war eine Pampe, die einen echten Produktvorteil besaß, da sie alle anderen Pampen an Klebrigkeit, Sämigkeit und Pampigkeit weit übertraf. Und weil das so war, sollte sie auch mit einem Slogan beworben werden, wie er eingängiger und treffender noch nicht erdacht worden war. Diese Aufgabe nun fiel unserem Werbemann zu, doch wie er sich auch anstrengte, alles, was ihm einfiel, war der Spruch "Meyers Pampe ist die beste". Diesen Vorschlag hatte er auch beim Kreativdirektor eingereicht, doch wie er des Abends Überstunden machte, da hörte er, wie der Kreativdirektor dem Agenturchef auf dem Flur sagte:

"So geht es nicht weiter mit unserem Werbemann. Er ist alt und zahnlos geworden. Das beste ist, wenn wir ihn so bald wie möglich schlachten."

Da krampfte sich das Herz des Werbemanns zusammen, und er dachte bei sich:

"Bevor es soweit kommt, da will ich lieber in die Fremde ziehen."

Und noch in derselben Nacht schnürte er sein Bündel und wanderte zur Stadt hinaus.

Bald gelangte er in einen tiefen Wald, wo er sich ermattet ins Gras sinken ließ. Und er dachte bei sich:

"Ach, wie schön ist es doch hier im Wald. Hier will ich mein Leben beschließen. Was brauch ich denn? Wasser gibt's hier im Überfluß, Pilzchen und Würzelchen ebenfalls. Und Ruhe! Wenn ich dagegen an die Hetze in der Agentur denke!"

Und unter solchen Gedanken schlief er ein.

Am folgenden Morgen tat er sich zunächst am Quell gütlich, dann verspeiste er einige Wildkirschen, die ihm köstlich mundeten, und schließlich streckte er sich auf der Wiese aus und ließ sich die Sonne recht ordentlich auf den Pelz brennen. Als er so eine Weile gelegen hatte, da sah er einen Hasen über die Wiese hoppeln, und unwillkürlich ging ihm ein Verslein durch den Kopf...

"Selbst der braune Meister Lampe greift erfreut nach Meyers Pampe."

Das aber ärgerte ihn, und so verscheuchte er jeglichen Gedanken an Meyers Pampe aus dem Kopf und konzentrierte sich auf ein allerliebstes Meisenpaar, das auf dem Ast einer Buche turtelte. Doch auch bei diesem Anblick ging es ihm nicht besser...

"Die Meise ruft es vom Geäste: Meyers Pampe ist die beste!"

...reimte er wider Willen. Das ärgerte ihn noch mehr...

"Ach Scheiße, was geht mich denn jetzt noch diese Pampe an?!" Doch schon im selben Moment schoß ihm wieder ein Verslein durch den Kopf:

"Ach Scheiße ruft der Werbemann, nichts reicht an Meyers Pampe ran!"

...und so ging es ihm mit jedem Ding, das er betrachtete und bedachte, bis es ihn nicht länger hielt...

"Was habe ich hier im Wald verloren? Ein kreatives Talent wie ich gehört nun mal in eine Agentur..."

Und er begann so schnell wie möglich in die Stadt zurückzuwandern. Da geschah es, daß ihm am Waldrand eine Fee begegnete.

"Guten Tag, lieber Werbemann. Ich weiß, daß du ein unschuldiges Gemüt hast, und deswegen sollst du jetzt drei Wünsche frei ha..."

Doch der Werbemann war so in Gedanken versunken, daß er gar nicht auf das hörte, was die Fee sagte, ja, er unterbrach sie sogar und rief ihr zu:

"Du tust mir in der Seele weh, weil ich dich ohne Meyers Pampe seh!"

Und mit diesen Worten ließ er die verdutzte Fee stehen und eilte in die Agentur zurück, wo er dem Kreativdirektor sogleich seine neuen Slogans unterbreitete. Diese Vorschläge freilich stießen auf eine derartige Ablehnung, daß der Werbemann noch am selben Nachmittag geschlachtet wurde.

Die Fee aber nahm sich seine Worte so sehr zu Herzen, daß sie fortan nur noch Meyers Pampe benutzte. Und da sie der erste Versuch sehr zufrieden stellte, benutzt sie sie wohl noch heute.

© Robert Gernhard

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1580

Im Jahre 1580 macht sich Hinnerk Petersen in Oldenburg auf, den Nordpol zu erforschen. 200 Meter weiter, an der Ecke Altenweg/Neue Allee, biegt er falsch ab und landet Monate später in Italien. Bis zu seinem Tode sitzt er am Mittelmeer - es für das Eismeer haltend - und wartet, daß es zufriert.

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Abschuß Nr. 62

"Die Engländer kommen!" hatte Brummel geschrieen, und der Geschwaderkommandant hatte nach oben geschaut.

"Sopwith-Camel," hatte er lakonisch gesagt. "Mindestens 7000 Stück..." Und dann waren sie zu den startklaren Maschinen gerannt: Möbitz, Köhlemann und Winter. Drei gegen 7000, aber es mußte sein. War ja Krieg.

Möbitz kam als erster hoch, jagte seine Focker D7 dem brummenden Schwarm entgegen. Wie schwarze Rucksäcke sahen sie jetzt aus, doch Möbitz wußte, daß er noch näher rankommen mußte. Zog seine Maschine in einem steilen Turn nach rechts und war endlich über ihnen. Kam nun direkt aus der Sonne auf sie zu und hielt auf die Leitmaschine zu. Und jetzt erst roch der englische Pilot den Braten, versuchte wegzutauchen, doch Möbitz' MG hatte schon zu reden begonnen. Und da drehte sich der Tommy um... Das durfte doch nicht wahr sein! Dieses Gesicht kannte Möbitz doch! Diese feinen, grauen Augen, diesen schmalen, sinnenden Mund...

"Mutter!" schrie er, doch die Sopwith-Camel schmierte schon ab, trudelte immer weiter runter und zerbarst tief unten als kaum erkennbarer roter Punkt.

Zehn Minuten später ist der Spuk vorbei. "Habe gesehen, wie Sie die Sopwith runtergeholt haben," sagte der Geschwaderkommandant im Vorbeigehen, "Dolle Sache das!" Doch Möbitz' Gedanken sind woanders... Sollte er wirklich...?

Und rasch kommt die schreckliche Gewißheit. Sein Adjutant bringt ihm die Papiere, die man in der zerstörten Sopwith gefunden hat... "Magda Möbitz..." Und ein Brief war da noch gewesen, angefangen, aber nicht zuende geschrieben:

"Lieber Dieter, krieg keinen Schreck, ich fliege jetzt für die Engländer. Wir sind hier ein sehr netter Haufen, und ich bereits viel Spaß an der Kampffliegerei gefunden. Mein Junge, trägst du auch die Wollsocken regelmäßig, die ich dir..."

"Scheißkrieg," denkt Möbitz, doch dann schluckt er die Tränen herunter. "Sie oder ich!" Und eine Viertelstunde später steigt er schon wieder auf. Dem 63sten Abschuß entgegen...

© Gernhardt

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Chefs Ende

Als einmal der Vorgesetzte
sich am Nasenbein verletzte,
rief er durch den Großbetrieb:
"Helft mir doch - ich hab euch lieb!"

Schmerzen von dem hohen Herrn
sahen die Arbeiter gern;
und nur Karlchen war's, der sachte
ihn zur Leichenhalle brachte.

"Aber ja, es ist ein Jammer!"
Karlchen seufzt' und griff zum Hammer,
schloß dann leis die Türe zu,
Vorgesetzte brauchen Ruh.

Keiner hat den Chef vermißt,
keiner fragte, wo er ist,
Karlchen meinte: "Sei'n wir ehrlich,
dieser Chef, der war entbehrlich."

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Das Erdmännchen und der Raketenbauer

Es war einmal im Ingermannland, das ist dort, wo Schweden am dicksten ist, in einem Walde, den die Einheimischen nur Sloegenkoegen nannten. Das aber ist schwedisch und bedeutet soviel wie Hengenbengen, denn Sloegen meint Hengen und Koegen Bengen. In diesem Walde nun lebte ein alter Raketenbauer, dessen Name Milne Pudersen lautete, Milne nach einem Onkel mütterlicherseits und Pudersen nach Milne, und dessen ganzer Ehrgeiz war darauf gerichtet, einmal eine Rakete zu bauen, die so hoch sein sollte wie der Kirchturm zu Heckerupp, der aber maß ganze sieben Meter.

Doch wie immer er es anstellte, stets scheiterten seine Versuche. Mit der ersten Stufe ging es noch soso, doch wenn er versuchte, die zweite oder gar die dritte Stufe auf die erste zu stellen, dann fiel der ganze Segen um, und um ein Haar wäre unser Milne schon mehrmals seiner eigenen herabstürzenden Rakete erschlagen worden. Doch als er wieder einmal neben den Trümmern seiner Rakete saß, da öffnete sich die Erde ein klein wenig, und ein Erdmännchen schaute heraus.

"Hallo, Erdmännchen," sagte der Milne.

"Hallo Milne!" entgegnete das Erdmännchen und fuhr fort: "Ich weiß, daß du fromm und gottesfürchtig bist, und deswegen habe ich jetzt drei Wünsche frei."

"Entschuldige, liebes Erdmännchen," sagte da der Milne, "Wolltest du nicht vielmehr sagen, daß ich drei Wünsche frei habe?"

Und das hatte das Erdmännchen in der Tat sagen wollen, doch, da es von halsstarriger Natur war und ums Verrecken nicht zugeben mochte, einen Fehler begangen zu haben, schrie es: "Wer hier drei Wünsche frei hat, bestimme immer noch ich!" Und mit diesen Worten krabbelte es ins Erdreich zurück, wo es sich, da es ja nun drei Wünsche frei hatte, dreierlei wünschte: ein Erdfrauchen, ein Erdbeben und den spanischen Königsthron.

Jahre später jedoch, als das Erdmännchen schon längst unter dem Namen Juan Carlos auf dem spanischen Königsthron saß und sich an seiner bildschönen Ehefrau weidete, da meldete ihm sein Ministerpräsident, daß ein Erdbeben das Ingermannland erschüttert und dabei auch ein Todesopfer gefordert habe, einen Raketenbauer, dem die eigene, umstürzende Rakete zum Verhängnis geworden sei.

Als das Erdmännchen diese Botschaft hörte, da bereute es bitterlich, damals so halsstarrig gewesen zu sein, insgeheim aber intensivierte es das spanische Raumfahrtprogramm.

Und als die erste spanische Rakete ins Weltall hinaufstieg, da trug sie den Namen "Milne Pudersen". Das rief bei allen, die davon hörten, viel Rätselraten hervor, doch ihr, liebe Kinder, ihr wißt nun, wie es um diesen Namen bestellt ist, nicht wahr? Na fein.

Und nun trinkt euer Bierchen aus, denn morgen könnt es sauer sein, hängt eure Zähne in den Spind und schlaft in Gottes Namen ein.

(Gernhardt)

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Das Märchen vom lieben Gott

Es begab sich einmal, als der liebe Gott wieder einmal über die Erde wandelte, daß es dunkel wurde und er am Hause des reichen Mannes anklopfte und er um ein Nachtlager bat.

Doch der reiche Mann erkannte nicht, wer da vor ihm stand, und so antwortete er: "Tritt herein, unbekannter Fremder, das ist wohlgetan, daß du bei mir anklopftst. Gleich werde ich dir das schönste Bett im Haus herrichten lassen, darf ich dich in der Zwischenzeit mit feinem Backwerk und köstlichen Weinen bewirten?"

Da gab sich der liebe Gott zu erkennen und sprach erfreut: "Dein Angebot ist sehr freundlich, reicher Mann. Die letzten Male, da ich über die Erde wandelte, mußte ich nämlich immer beim armen Mann absteigen. Und da hat es mir, ehrlich gestanden, gar nicht gefallen, bei dem war alles - unter uns gesagt - doch erschreckend ärmlich."

Nach diesen Worten aber schmausten und tranken die beiden nach Herzenslust, und es wurde noch ein richtig netter Abend. Und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir noch heute.

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Prominenten-Gedichte von Robert Gernhardt

Kafka sprach zu Rudolf Steiner:
"Von euch Jungs versteht mich keiner!"
Darauf sagte Steiner: "Franz,
ich versteh dich voll und ganz!"

Steiner sprach zu Hermann Hesse:
"Nenn mir sieben Alpenpässe!"
Darauf sagte Hesse: "Steiner,
sag mal, reicht denn nicht auch einer?"

Steiner sprach zu Thomas Mann:
"Zieh mal dieses Leibchen an!"
Darauf sagte Mann zu Steiner:
"Hast du's nicht 'ne Nummer kleiner?"

Rilke sprach zu Rudolf Steiner:
"Keiner ist so klein wie meiner!"
Tröstend meinte Steiner: "Rainer,
meiner ist noch etwas kleiner!"

Beckmann sprach zu Rudolf Steiner:
"Wird mein Bild nicht immer feiner?"
Darauf knurrte Steiner: "Beckmann,
wisch den Unfug lieber weg, Mann!"

Aus "Besternte Ernte"

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Weitere Gedichte von Robert Gernhardt

Mann, dein Pferd
ist nichts wert.
Hier: das Bein
ist zu klein.
Dort: das Ohr
steht nicht vor.
Da: der Gaul
hat kein Maul.
Schau: der Schwanz
fehlt ihm ganz.
Und es trabt
nicht so recht,
denn das Pferd
ist ein - Specht!
Du viel dumm,
ich viel klug.
Hugh!

(Robert "Winnetou" Gernhardt)

Als Kaiser Rotbart lobesam
so recht ins Greisenalter kam
da war er nicht bei Groschen.
Er ließ den Papst nach Flensburg ziehn
dann über Braunschweig nach Berlin
und hat ihn dort verdroschen.

(Gernhardt)

Ein Schüttelreim 1)

"Ich will Gerlinde Stanken 2) frei'n!"
sprach wütend Graf von Frankenstein.
"Darum brauch ich einen Krankenschein,
sonst reiß ich alle Schrankenk 3) ein!"

1) mit Fußnoten
2) Gerlinde Stanken: die Tochter Ludwig Stankens
3) Schrankenk: volkstümlich für Schranken

(Robert Gernhardt)

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Schnuffi

Schnuffi-Strip (38kB)

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.11.2007, 14:59